Nachtigall, sie singt so schön

… alsbald wärmte gedanklich das Lagerfeuer der Zigeuner auf. Robert Schumanns meist von Chören aufgeführtes „Zigeunerleben“ erklang lebhaft und mit ausgesprochen differenzierter Charakteristik der Teile … Am Flügel begleitete Bettina Veil und setzte dabei temperamentvolle Akzente. … „Erlaube mir, feins Mädchen, in den Garten zu geh’n“ … gelang einfühlend in romantischer Stimmung. Im Chorklang ausgesprochen stark an Friedrich Silcher erinnerte „Da drunten im Tale“, dessen leicht schwermütige Stimmung gut getroffen wurde. Tiefer empfunden der Seelenschmerz von „Ich fahr‘ dahin“. Von leisestem Pianissimo bis zu ganz erheblicher dynamischer Steigerung wurde hier eine starke Ausdruckstiefe erreicht. Dramatische Gestaltung zeigten auch etliche der Liebeslieder-Walzer von Johannes Brahms, zum Beispiel: „Nein, es ist nicht auszukommen mit den Leuten …“ oder „Am Gesteine rauscht die Flut …“ und „Ein dunkler Schacht ist die Liebe …“ – allesamt heftig affektiv oder auch neckisch. Leidenschaftliches und Liebliches hat Brahms hier in musikalische Walzerseligkeit gegossen, und das Quartett interpretierte sehr ausgeprägt, kongenial am Flügel vierhändig mitgestaltet von Bettina Veil und Albrecht Schmid. … 

Rainer Ellinger | 

Quelle: http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/nachtigall_-sie-singt-so-schoen-14344114.html